Loki nimmt Witterung auf.
Wir Menschen sind Augentiere. So steht es seit 150 Jahren in Lehrbüchern und Fachzeitschriften. Aber riechen wir wirklich schlechter, als wir sehen und riechen wir schlechter als andere Säugetiere? Viele Gerüche nehmen wir so gut oder sogar besser wahr als Ratten oder Hunde, die als exzellente Nasentiere gelten. Die Schnauze eines Hundes ist durchaus größer, aber kann nicht unbedingt mehr Duftstoffe zu den Geruchsrezeptoren bringen. Für die großen Denker und Philosophen war und ist der Geruchssinn der niedrigste aller Sinne, weil er nicht vom Willen beeinflussbar ist. Doch auch beim Menschen ist Geruch die älteste Form der Kommunikation. Mit Düften verbinden wir Erinnerungen. Noch längst nachdem wir vergessen haben, wie die Bäckerei an der Straßenecke aussah oder hieß, wissen wir, wie es dort roch (PROF.DR.MATTHIAS LASKA).
Ob bei Hund oder Mensch, Riechen beginnt in der Nasenhöhle. Hier sitzen Millionen von Riechzellen, die alle vier bis sechs Wochen erneuert werden, damit sie leistungsfähig bleiben. Mit diesen ca. 1000 verschiedenen Zelltypen kann die Nase weit mehr als 10 000 Düfte wahrnehmen. Wenn Luft in die Nase eingesogen wird, gelangen die Geruchsmoleküle zu den Riechkolben der Riechzellen. Hier werden die Düfte in Nervenimpulse umgewandelt, mit deren Hilfe sie ins Riechhirn weiter geleitet werden. Von dort gelangen sie in das sog. „limbische System“, welches zuständig für Emotionen und Erinnerungen ist und werden blitzschnell einem Gefühl zugeordnet. Während der Mensch als Nachfahre von fruchtfressenden Primaten ausgesprochen gut Obstdüfte wahrnehmen kann, ist der Hund auf Gerüche spezialisiert, die dem Auffinden von Beutetieren und Aas dienen (Buttersäure und Fäulnisdüfte, z.B.: Thiole, Indole). Zusätzlich ist ein Hund in der Lage einen bestimmten Geruch aufzuspüren, der mit anderen Gerüchen überlagert ist. Der Geruch einer Fährte setzt sich zusammen aus dem Duft abgeknickter Pflanzen, den Ausdünstungen der gestörten Mikroorganismen im Erdreich, Abrieb der Schuhsohlen und zum geringsten Anteil, dem Körpergeruch des Menschen. Stellt man sich nun vor, wie anstrengend es für uns wäre, mit unserer, dem Hund vergleichbaren Nase, einer Fußspur von nur 5 Metern zu folgen, bekommt man eine leise Ahnung davon, was ausgebildete Fährtenhunde leisten. Dieses Vermögen verlangt allerdings einen sehr hohen Trainingsaufwand und darf in der VPG/IPO keineswegs als Nebensache abgetan werden.
Um einen Hund zum Fährten zu motivieren, gibt es zwei attraktive Möglichkeiten:
1/Die Schleppfährte: Der Fährtenleger zieht von einem gekennzeichneten Fährtenabgang aus und über eine Strecke von 5 Metern ein Stück rohes Fleisch hinter sich her. Danach lässt er das Fleisch als Belohnung am Fährtenende liegen. Damit der zerstörte Boden Düfte entwickeln kann, wird eine Pause von mindestens 10 Minuten eingelegt. Anschließend wird der Hund geholt, der an der Leine der Duftspur des rohen Fleisches bis zur Belohnung folgen wird. Mit fortschreitendem Können des Hundes wird die Fleischspur zuerst stellenweise unterbrochen und schließlich ganz weggelassen, sodass der Hund nur noch den Fußtritten folgt.
Moses sucht mit tiefer Nase.
2/ Die Perlenschnurmethode: Am Fährtenabgang wird der Boden vom Fährtenleger platt getrampelt und mit drei Leckerchen eingerahmt.
Loki am Fährtenabgang.
Von dort aus läuft der Leger mit dem Wind ebenfalls ca. 5 Meter. In jeden seiner Fußtritte, legt er währenddessen ein Leckerchen. Am Ende der Spur deponiert man etwas versteckt eine Überraschung, wie das Lieblingsspielzeug oder eine größere Menge Leckerchen. Den Hund lässt man den Vorgang beobachten. Nach 10 Minuten lässt man den angeleinten Hund zum Start laufen.
Loki nimmt Witterung auf.
Hat er das erste Leckerchen gefunden, wird er bald durch weiteres Herumschnuppern erkennen, dass es sich um eine fortlaufende Spur handelt und ihr weiter folgen.
Hasenhirsch Bambi geht in die Fährte.
Später kann man als Vorbereitung für die Winkel ab und zu in kleinen Schritten eine Kurve in die Gerade einbauen.
Hasenhirsch Bazi bei der Winkelarbeit.
Sitzen diese Übungen gut, wird die Belohnung am Fährtenende gegen einen Gegenstand ausgetauscht. Dort angekommen legt sich der Hund, vorerst mit dem Kommando Platz vor den Gegenstand und wird dafür reichlich belohnt.
Hasenhirsch Bambi verweist einen Gegenstand.
Das Wichtigste bei beiden Methoden ist ein gutes soziales Verhältnis zwischen Hund und Hundeführer, denn nur ein Hund der volles Vertrauen zu dem Menschen hat, der als Führer hinter dem Hund an der Suchleine geht kann gute Fährtenarbeit leisten.
Moses sucht sicher und selbständig an der langen Leine.
Die Fährte darf unter keinen Umständen mit Druck aufgebaut werden. Ansonsten kann sich der Hund zum „Täuscher“ entwickeln, der aus Meideverhalten einfach die Nase zum Boden streckt und geradeaus weitergeht, auch wenn er die Fährtenspur verloren hat.
Die Fährte wird vom VDH in ansteigenden Schwierigkeitsgraden als Prüfung angeboten: FPr1, FPr 2, FPr3 (entweder in Verbindung mit den Vielseitigkeitsprüfungen IPO oder separat), FH 1, FH 2 und IPO-FH. Der Hund darf auf der Fährte an einer zehn Meter langen Leine geführt werden oder frei laufen. Der Hund kann ein Halsband oder ein Geschirr tragen. Die Gegenstände können vom Hund durch Stehen, Sitzen oder Liegen angezeigt, lediglich aufgenommen oder auch dem Hundeführer apportiert werden.
Korrektes Anzeigen eines Gegenstandes mit Hasenhirsch Bazi.
Fährten ist ein faszinierendes Hobby für fleißige Menschen, die gerne mit ihrem Hund den Sonnenaufgang genießen. Am Morgen, wenn die Bauern im Stall sind, das Gras noch feucht ist und der Saft in die Pflanzen schießt, ist nämlich die beste Fährtenzeit.
[Bericht Aichacher Zeitung, November 2017]
Kristin Oberhauser & Albin Hamann
Unterbergen, den 2.07.2005; Alle Rechte vorbehalten © Kristin Oberhauser
Videos:
Training:
Kurs 1.0
Olivia (13 Wochen) sucht den Fährtenabgang aus
Kurs 1.1
Pep (12 Wochen) sucht seine erste Fährte
Kurs 1.2
Hasenhirsch Pep (4,5 Monate) findet Fährten köstlich im Abgang
Hasenhirsch Olivia (fast 7 Monate) findet Fährten köstlich im Abgang
Kurs 1.3
Olivia (6 Monate) sucht Weihnachtsplätzchen
Pep (4 Monate) sucht Weihnachtsplätzchen
Kurs 1.4
Olivias (8 Monate) erste Ackerfährte
Kurs 1.6
(Verweisen Video folgt)
Kurs 1.7
Olivia (7 Monate) fährt(et) langsam um die Ecke
Kurs 1.8
(Verweisen Video folgt)
Olga (1,5 Jahre) hat den Gegenstand im Blick
Kurs 1.9
Olivia (8 Monate) sucht bildschön
Kurs 1.10
(Video folgt)
Kurs 2.1
Klara (3 Jahre) sucht im Kreis
Gretel (5 Jahre) sucht im Kreis
Kurs 2.2
Klara (3 Jahre) fährtet vom Abgang ins neue Jahr
Gretel (5 Jahre) fährtet vom Abgang ins neue Jahr
Kurs 2.3
(Gegenstand und Wiederansatz, Video folgt)
Kurs 2.4
Klara (3 Jahre) wechselt das Gelände
Gretel (5 Jahre) wechselt das Gelände
Kurs 2.5
(Gegenstandsanzeige mit Clicker, Video folgt)
Kurs 2.6
Gretel (5 Jahre) findet ein Weihnachtsgeschenk
Kurs 2.7
(Ablenkung, Video folgt)
Kurs 2.8
Klara (3 Jahre) vom Winde verweht
Gretel (5 Jahre) vom Winde verweht
Klara (3 Jahre) fährtet an der halblangen Leine
Gretel (5 Jahre) fährtet an der halblangen Leine
Kurs 2.9
(Schleppfährte, Video folgt)
Kurs 2.10
(Video folgt)
Kurs 3
Olivia (1,5 Jahre) Fährtenlänge 600 Schritte mit Wurst am Winkel
Gretel (6 Jahre) Fährtenlänge 600 Schritte mit Wurst am Winkel
Training:
David beim Fährtentraining (10 Monate)
Pelle (11 Monate) ist Fährtenprofi
Nathan (11 Monate) beim Fährtentraining mit Ablenkungen
Bazi (3,5 Jahre) – Der Weltmeisterhund aus Aichach (Beitrag von augsburg.tv)